Tests.

Tests.
Tests.
 
In der psychologischen und pädagogischen Diagnostik sind Tests ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale (z. B. die Fähigkeit eines Schülers, Aufgaben einer bestimmten Aufgabenklasse zu lösen, oder die sprachlichen Fähigkeiten eines Vorschulkindes relativ zu seinen Altersgenossen), wobei oftmals eine quantitative Aussage über den relativen Grad der Merkmalsausprägung angestrebt wird. Neben dem Testverfahren werden auch das Material und der Vorgang des Testens als Tests bezeichnet.
 
Von Tests wird verlangt, dass sie bestimmten Gütekriterien genügen. Man unterscheidet dabei Haupt- und Nebengütekriterien. Zu den Hauptgütekriterien rechnet man die Objektivität, die Zuverlässigkeit (Reliabilität) und die Gültigkeit (Validität). Als Nebengütekriterien können vor allem die Ökonomie eines Tests, seine Nützlichkeit und seine Vergleichbarkeit gelten. Ein Test ist dann ökonomisch, wenn er eine möglichst kurze Durchführungszeit und vergleichsweise wenig Material benötigt. Weitere Kennzeichen eines ökonomischen Tests sind einfache Handhabung, Durchführbarkeit als Gruppentest und unkomplizierte Auswertung. Als nützlich wird ein Test bezeichnet, wenn er ein Merkmal erfasst, für dessen Untersuchung ein wissenschaftliches oder praktisches Bedürfnis besteht. Die Vergleichbarkeit eines Tests gilt dann als gegeben, wenn ein oder mehrere Paralleltests vorhanden sind oder ähnlich gültige Verfahren zur Verfügung stehen.
 
Die Bezeichnung Test hat in den letzten Jahren eine gewisse Ausweitung erfahren, sodass mittlerweile z. B. auch Klassenarbeiten in der Schule als Tests etikettiert werden. Da insbesondere über die Hauptgütekriterien dieser Verfahren in der Regel keine Belege existieren, ist für sie die Bezeichnung »Test« ungerechtfertigt und insofern sogar problematisch, als mit ihr suggeriert werden könnte, es handele sich dabei um nach wissenschaftlichen Methoden konstruierte diagnostische Instrumente.
 
Versucht jedoch ein Lehrer, speziell für seine Klasse z. B. zur Überprüfung der Schulleistungen im Fach Mathematik nach den für die Testkonstruktion geltenden wissenschaftlichen Regeln ein geeignetes diagnostisches Verfahren zu konzipieren, so spricht man von einem informellen Test (Lehrertest) und grenzt solche Verfahren von formellen Tests ab.
 
Die Verwendung sowohl informeller als auch formeller Tests in der pädagogischen Diagnostik dient der Vorbereitung pädagogischer Entscheidungen. Man kann dabei zwischen Zuordnungs- und Modifikationsstrategie unterscheiden. Bei der Zuordnungsstrategie wird lediglich eine Messung des jeweiligen Ist-Zustandes vorgenommen, weshalb diese Messung auch als Statusdiagnostik oder summative Diagnostik bezeichnet wird. Die Modifikationsstrategie zielt demgegenüber auf die Feststellung von Veränderungsmöglichkeiten beziehungsweise auf Veränderungen ab, weshalb sie auch Prozessdiagnostik oder formative Diagnostik genannt wird.
 
Mit dieser Problematik verbunden ist die Art der Interpretation von Testergebnissen. So lässt sich z. B. das individuelle Testergebnis eines Kindes oder Jugendlichen in einem intraindividuellen Vergleich mit einem früheren Testergebnis der gleichen Person vergleichen. Weiterhin sind interindividuelle Vergleiche etwa mit dem durchschnittlichen Testergebnis einer Vergleichsgruppe oder mit einem bestimmten sachlichen Kriterium (z. B. »löst von zehn quadratischen Gleichungen mindestens acht richtig«) möglich.
 
Tests können kriteriumsorientiert (insbesondere lehrzielorientiert) oder normorientiert sein. - Normen.
 
Teilt man Tests nach formalen Gesichtspunkten ein, so können unter anderem sprachliche und sprachfreie, kulturfreie und kulturabhängige Tests, Papier- und Bleistift-Tests, apparative Tests sowie Materialbearbeitungstests und Befragungstests, Individual- und Gruppentests, zeitbegrenzte und nicht zeitbegrenzte Tests unterschieden werden.
 
Bei der Einteilung nach inhaltlichen Gesichtspunkten lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden. Im Einzelnen kann man unterscheiden: 1. Leistungstests (z. B. Intelligenztests) und spezielle Funktionsprüfungen (z. B. audiometrische Verfahren); 2. Persönlichkeitstests (z. B. Persönlichkeits-Strukturtests, aber auch Einstellungs- und Interessentests).
 
Einer früher besonders auch bei Laien vorherrschenden Testgläubigkeit folgte in letzter Zeit aus Fachkreisen vielfach Kritik, die sowohl sachlich-theoretische als auch politische Wurzeln hat, wobei sich Letztere vielfach auf den Verwendungszusammenhang von Testverfahren bezieht (z. B. Selektion). Insbesondere wird der Einsatz von Tests zur Legitimation bestimmter Auswahlentscheidungen im Hinblick auf Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten kritisiert (Beispiele: Überweisung von Grundschülern an die Schule für Lernbehinderte, Zulassung von Abiturienten zum Medizinstudium).

Universal-Lexikon. 2012.

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